Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit trauert um sein Mitglied Gunnar Heinsohn, der am 16. Februar 2023 nach schwerer Krankheit in Danzig in seinem 80. Lebensjahr verstorben ist.
Gunnar Heinsohn wurde im Jahr 1943 geboren; sein Vater, der U-Boot-Kommandant Heinrich Heinsohn, war vor seiner Geburt im Krieg gefallen. Nach einem Schulbesuch in u.a. Bonn und einem Studium der Soziologie an der FU Berlin sowie der Promotion in dieser Disziplin (eine weitere Promotion in Ökonomie erfolgte später) folgte im Jahr 1984 die Berufung auf einen Lehrstuhl an der Universität Bremen, wo er ein Institut für Genozidforschung gründete. Nach seiner Emeritierung lehrte er unter anderem an der Hochschule Luzern und am NATO Defense College in Rom.
Seine wissenschaftlichen Interessen waren vielseitig, er beschäftigte sich mit Soziologie ebenso wie mit Ökonomie, aber auch mit Geschichtswissenschaft. Seine Thesen waren stets innovativ und originell, er stieß aber auch etwa mit seinen Auffassungen zur Geschichte des alten Orients auf Widerspruch der Fachwelt. Bahnbrechend und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt waren seine Thesen zum Zusammenhang zwischen Demographie und kriegerischen Auseinandersetzungen, näher ausgeführt in seinem Werk „Söhne und Weltmacht“ aus dem Jahr 2001. Bekannt ist auch sein 1998 erschienenes „Lexikon des Völkermords“. Noch zwei Wochen vor seinem Tod hielt er, trotz angegriffener Stimme, einen Vortrag an einer Konferenz der Verwaltungshochschule Ludwigsburg vor mehr als 200 Integrationsbeauftragten und Verwaltungsmitarbeitern aus Baden-Württemberg zum Thema „Demographie und Migration“, wo er faktenreich und mit zahlreichen Statistiken untermauert auf Zusammenhänge zwischen Demographie und Einwanderung sowie die Qualifikation der Einwanderer hinwies.
Mit Gunnar Heinsohn verliert das Geistesleben Deutschlands einen herausragenden Intellektuellen, der wie nur wenige andere ausgetretene Pfade verließ und die öffentliche Diskussion in einem besonderen Maße bereicherte. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.