Unser langjähriger Kollege Prof. Dr. Wolfgang Altgeld ist am Freitag, dem 27. September 2024, überraschend verstorben.
951 im Ruhrgebiet geboren, studierte Altgeld an der Universität zu Köln. Seinem Lehrer Rudolf Lill (1934–2020) folgte er anschließend an die neu gegründete Universität Passau, wo er mit der 1984 publizierten Dissertation „Das politische Italienbild der Deutschen zwischen Aufklärung und Revolutionen von 1848“ promoviert wurde. Nach seiner Assistentenzeit an der Universität Karlsruhe, wohin er ebenfalls 1984 mit Lill gewechselt war, habilitierte er sich dort 1990. Die Habilitationsschrift erschien zwei Jahre später unter dem Titel „Katholizismus, Protestantismus, Judentum. Über religiös begründete Gegensätze und nationalreligiöse Ideen in der Geschichte des deutschen Nationalismus“ in der Reihe B der Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte.
Altgeld wurde 1992 im Rahmen des Fiebiger-Förderprogramms als C3-Professor erstmals an die Alma Julia berufen. 1996 wechselte er auf eine C3-Professur an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, eher er dann von 2000 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2016 als Nachfolger von Harm-Hinrich Brandt Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte im Institut für Geschichte unserer Universität war.
Altgelds wissenschaftlicher Blick ging nach Italien, davon zeugt auch der Band „‚Italien am Main‘. Großherzog Ferdinand III. der Toskana als Kurfürst und Großherzog von Würzburg“, den er 2007 gemeinsam mit seinem damaligen Assistenten Matthias Stickler herausgab und der Anstoß für weitere Forschungen gab. 2005 gab Altgeld bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt den Band „Quellen zu den deutsch-italienischen Beziehungen. 1861–1963“ heraus, der 2019 eine Neuauflage erfuhr. Noch 2021 hat er seinen Beitrag zum Risorgimento (1815–1876) für die bei Reclam erschienene Geschichte Italiens überarbeitet und zum Druck bringen können; dieser immer wieder aufgelegte Band war erstmals 2002 unter dem Titel „Kleine italienische Geschichte“ von Altgeld herausgegeben worden. Ein weiterer Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit war die Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Außerdem beschäftigte er sich, aufbauend auf den Ergebnissen seiner Habilitationsschrift, mit Themen zur Geschichte des Katholizismus in Unterfranken. 2007 gab er mit Johannes Merz und Wolfgang Weiß den Band „Josef Stangl 1907–1979. Bischof von Würzburg. Lebensstationen in Dokumenten“ heraus.
Wolfgang Altgeld war ein engagierter und erfolgreicher akademischer Lehrer, der sich sehr für die Studenten und den wissenschaftlichen Nachwuchs einsetzte. Neben der Betreuung unzähliger Examens-, Magister, Bachelor- und Masterkandidaten sowie einer großen Anzahl von Doktoranden hat er viele Jahre lang das „BMW“ (Bonn/Mainz/Würzburg)-Doktorandenkolloquium initiiert und durchgeführt, eine Kooperationsveranstaltung mit den Kollegen Michael Kißener (Universität Mainz) und Joachim Scholtyseck (Universität Bonn), die wie er Lill-Schüler waren. Der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg diente er von 2009 bis 2011 als Prodekan.
Prof. Dr. Peter Hoeres und Prof. Dr. Matthias Stickler, 1.10.2024