Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum
Hinweise auf weitere Fälle sind willkommen.
Vorbemerkungen
Wir benennen auf dieser Seite ohne Anspruch auf Vollständigkeit fortlaufend Beispiele für Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit. In einer akademischen Atmosphäre, die zunehmend durch politisch-ideologischen oder moralisch-weltanschaulichen Druck und die dadurch bedingte Selbstzensur geprägt ist, bilden diese Fälle nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.
Kritik und Widerspruch sind elementare Bestandteile des wissenschaftlichen Diskurses in offenen Gesellschaften. Wogegen sich die Mitglieder im Netzwerk wehren, sind Diffamierungen, wenn statt eines inhaltlichen Widerspruchs eine moralisch diskreditierende politische Einordnung einer Person selbst oder ihres Arguments vorgenommen wird (etwa als „Nazi” oder „Rechtsextremist”, „Rassist”, „Islamfeind” oder „Menschenfeind”, „Antisemit” ebenso wie „Linksfaschist”, „Islamist”, „Terrorist” oder „linksversifft”). Diffamierungen können auch über subtilere Zuschreibungen wirksam werden („anschlussfähig an rechte Diskurse”, „umstritten”, „verharmlosend” oder „auf dem linken Auge blind”). Gemeinsam ist solchen Diffamierungen, dass sie die betroffene Person als zu meidend markieren und damit aus dem Diskurs ausschließen. Sie fungieren zugleich als Orientierung und Warnung: Wer mit der diffamierten Person zusammenarbeitet, ihr „eine Bühne bietet”, Zuspruch signalisiert oder auch nur Solidarität, ist gleichfalls „schuldig”.
Es versteht sich eigentlich von selbst, aber wir betonen mit Nachdruck: Wer die Wissenschaftsfreiheit verteidigt, verteidigt nicht den Inhalt dessen, was einzelne Personen bei der Inanspruchnahme ihrer Wissenschaftsfreiheit sagen. Wenn eine Vertreterin der Genderforschung über legitime Kritik hinaus Angriffen ausgesetzt ist, die geeignet sind, sie in ihrer Freiheit zu beschränken, nehmen wir sie in Schutz, ohne damit affirmativ Stellung zu den Inhalten zu beziehen; und wenn ein Vertreter der Evolutionsbiologie die Genderforschung kritisiert, verteidigen wir sein Recht auf akademische Freiheit, ohne damit seiner Kritik zuzustimmen.
Wir beschränken uns weitgehend auf Fälle aus dem deutschsprachigen Raum oder auf Fälle mit Auswirkungen auf die Wissenschaft bei uns. Es ist zu befürchten, dass die zahlreichen und gravierenden angelsächsischen Beispiele (eine Dokumentation US-amerikanischer und kanadischer Fälle finden Sie hier und zu britischen Fällen hier) auch in dieser Hinsicht Schule machen. Die Beispiele kann man den folgenden Themen zuordnen:
Was darf erforscht und ausgesprochen werden? Was soll nicht gesagt werden?
Themen und Thesen, deren Diskussion verhindert wird, indem die Betreffenden von Fachkollegen oder Außenstehenden unter einen schwerwiegenden moralischen Verdacht (Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Islamophobie, etc.) gestellt werden
Wer darf sprechen? Wer soll an der wissenschaftlichen Kommunikation nicht teilnehmen können?
Cancel Culture, oder: Versuche, bestimmten Personen das Recht zu reden abzusprechen oder institutionell zu entziehen
Wie soll gesprochen werden müssen?
Einwirkungen mit dem Ziel, politisch inopportune „schlechte Wissenschaft” zu unterbinden
Rußland bedroht über seine Gesetze und Geheimdienste Forscher im Themengebiet Osteuropastudien, konkret die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO). Details s. Stellungnahme der HRK
Quellen:
— Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde in Russland zur „extremistischen Organisation“ erklärt – HRK: „Neuer Tiefpunkt in den Wissenschaftsbeziehungen“. Hochschulrektorenkonferenz (HRK). 28.10.2024 https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/pressemit … ert-hr/
Die Gruppierung Students for Palestine und Palästina e.V. greift die Antisemitismusforscherin Prof. Julia Bernstein (Hochschule Frankfurt) Bernstein wegen angeblicher zionistischer Propaganda in einer Weise an, die nach Auffassung der Hochschulleitung als direkte Bedrohung verstanden werden kann. Die Hochschule will die Vorfälle juristisch prüfen. Details s. Artikel von Thomas Thiel,
Pressemitteilung hierzu vom: 29.09.2024
Quellen:
— Thomas Thiel: Hetzkampagne gegen jüdische Antisemitismusforscherin. FAZ, 23.09.2024. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/frankf … 46.html
Ingo Elbe, Antisemitismusforscher und Autor einer einschlägigen Monographie sowie einer umfangreichen Bibliographie, war am 30.07.2024 zu einem Vortrag über seine Monographie an der U.Freiburg eingeladen. Der Studierendenrat der U.Freiburg beleidigte Elbe in einem Beschluß vom 23.07.2024 als „rassistisch und faschistisch“ und rief dazu auf, alles dem Studierendenrat mögliche zu unternehmen, um den Vortrag zu unterbinden. Der Aufruf war insofern erfolgreich, als der Vortrag laut diversen Berichten aus Angst vor Angriffen von der Hochschule in die Neue Synagoge verlegt wurde.
Quellen:
— StuRa-Beschluss zum Vortrag von Ingo Elbe am 30.07.2024. uni-freiburg.de, 23.07.2024. https://www.stura.uni-freiburg.de/statement_ingoelbe
— Ingo Elbe: Antisemitismus und postkoloniale Theorie. Der »progressive« Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung. Tiamat, ISBN 978-3-89320-314-7, 25.03.2024. https://edition-tiamat.de/books/antisemitismus-und-pos … theorie
— Ingo Elbe: Bibliographie zur Kritik postkolonialer und antirassistischer Thematisierungen von Antisemitismus, Holocaust, Holocaust-Erinnerung und Israel. researchgate.net, 02.2024. https://www.researchgate.net/publication/358638644_Bib … racist_
— Thomas Steiner: Wissenschaftler kritisiert akademischen Antisemitismus scharf – an einem besser geschützten Ort als der Freiburger Uni. Badische Zeitung, 31.07.2024. https://www.badische-zeitung.de/wissenschaftler-kritis … t-als-d
— Vortrag: Ingo Elbe – „Antisemitismus & Postkoloniale Theorie“. Freiburger Bündnis gegen Antisemitismus, 01.08.2024. https://frbga.de/vortrag-ingo-elbe-antisemitismus-post … theorie
— „Wenn sich so etwas durchsetzt im studentischen Umfeld haben wir eine totalitäre Entwicklung“. Radio Dreyeckland, 31.07.2024. https://rdl.de/beitrag/wenn-sich-so-etwas-durchsetzt-i … icklung
Laut einem Video-Clip in einem X-Post von Jürgen Zimmerer droht ihm Alexander Wolf, AfD-Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, mit Mittelkürzungen wegen Unwissenschaftlichkeit und anderer diffuser fachlicher Kritik.
Pressemitteilung hierzu vom: 17.04.2024
Quellen:
— Jürgen Zimmerer: (X-Post). x.com, 10.04.2024. https://x.com/JuergenZimmerer/status/1778157816550666642
Die Redaktion der Zeitschrift AMOSinternational zwingt Autoren, ihre deutschen Texte in Genderdeutsch zu verfassen. Betroffen sind alle Autoren der Zeitschrift.
Quellen:
— Axel Bernd Kunze (persönliche Kommunikation per e-mail); 02.2024.
Die Präsentation des Tagungsbands „Das kulturelle Erbe von Arzach“ wurde aufgrund von Drohungen gecancelt, die sehr wahrschenlich von der aserbaidschanischen Botschaft gesteuert bzw. unterstützt wurden. Die Autoren beschreiben die Vorgänge in einer Stellungnahme ausführlich. Neuber (2024) liefert eine weitere ausführliche Beschreibung.
Pressemitteilung hierzu vom: 13.03.2024
Quellen:
— Andreas Müller (Hrsg.), Harutyun G. Harutyunyan (Hrsg.), Dagmar Heller (Hrsg.), Martin Tamcke (Hrsg.): Das kulturelle Erbe von Arzach. Universitätsverlag Kiel, ISBN 978-3-928794-96-1, 01.02.2024. https://www.uni-kiel.de/de/universitaet/detailansicht/ … -arzach
— Andreas Müller, Harutyun G. Harutyunyan, Dagmar Heller, Martin Tamcke: „Das kulturelle Erbe von Arzach“: Stellungnahme der Buchherausgeber – „Wir sind zutiefst beunruhigt“. aga-online.org, 11.03.2024. https://www.aga-online.org/das-kulturelle-erbe-von-arz … ruhigt/
— Harald Neuber: Eklat in Berlin: Bedroht die Botschaft von Aserbaidschan deutsche Akademiker? Telepolis, 12.03.2024. https://www.telepolis.de/features/Eklat-in-Berlin-Bedr … 86.html
Im Rahmen eines Tribute-Symposiums für Prof. Baer, „Constitutional Challenges – Judging under pressure“, 08. – 09.02.2024, fand am 08.02.2024 ein öffentliches Panel statt. Dieses Panel wurde von pro-palästinensischen Aktivisten wegen der Teilnahme der israelischen Richterin Daphne Barak-Erez gestört. Nach einer Unterbrechung wurde das Panel in einem nichtöffentlichen Raum fortgesetzt.
Quellen:
— Constitutional Challenges – Judging under Pressure, with Daphne Barak-Erez (Supreme Court of Israel), Ivana Jelic (ECtHR), Andreas Paulus (Former Justice of the German Federal Constitutional Court) and Daniela Salazar Marín (Constitutional Court of Ecuador). HU Berlin, 05.01.2024. https://www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/oe/lsi/termine/con … ressure
Sallie Baxendale berichtet über mehrere vergebliche Versuche, ein Papier zum Thema Gesundheitsrisiken von Pubertätsblockern in medizinischen Zeitschriften zu publizieren. Abgelehnt wurde das Papier von Gutachtern explizit wegen ideologischer Unerwünschtheit (nicht wegen üblicher Typen von Defiziten). Diese Gutachten wurden auch nicht von den Herausgebern als unzulässig klassifiert, d.h. die Herausgeber der Journale haben sich effektiv an der Verhinderung der Publikation beteiligt.
Quellen:
— Sallie Baxendale: Why did three journals reject my puberty-blocker study? Trans children deserve to know the facts. Unherd, 12.02.2024. https://unherd.com/2024/02/why-did-three-journals-reje … -study/
— John Ely: Top neuropsychologist who found puberty-blocker drugs given to trans children may lower IQs reveals three journals rejected her ‚biased‘ research and scolded her for using ’sex-based terms‘ like male-to-female. Daily Mail, 13.02.2024. https://www.dailymail.co.uk/health/article-13077445/To … le.html
Im Rahmen der „Montagabendgespräche“ an der RWTH Aachen ist für den 11. Dezember 2023 Phoebe Walton, Forschungsassistentin bei der Menschenrechtsorganisation Forensic Architecture eingeladen. Wenige Tage davor wird die Vorlesung vom Rektorat der Universität abgesagt. Zur Begründung wird angeführt, die Universitätsleitung müsse „abwägen, ob die Sicherheit einer Veranstaltung und das Wohlbefinden aller Beteiligten und insbesondere der Studierenden – für die wir eine Fürsorgepflicht haben – gefährdet ist.“ Nachdem eine Gruppe israelisch-jüdischer Studenten der RWTH von Anfeindungen und Angst berichtet habe, sei das nicht mehr gewährleistet. Zudem sei „diese sensible und sehr emotionale weltpolitisch geprägte Phase der falsche Zeitpunkt“. Der Vorschlag, die Veranstaltung zu verlegen, sei vom Veranstalter, Axel Sowa, nicht akzeptiert worden, erklärt die Universitätsleitung am 15. Dezember 2023 in einer Stellungnahme. In einem offenen Brief kritisieren mehr als 200 Unterzeichner die Entscheidung des Rektorats. Auch das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit fordert das Rektorat auf, „die Wissenschaftsfreiheit auch bei Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt zu beachten.“
Pressemitteilung hierzu vom: 16.01.2024
Quellen:
— Ursula Baus: Überwachte Räume. Marlowes, 12.12.2023. https://www.marlowes.de/ueberwachte-raeume
— Stellungnahme zum Montagabendgespräch. Pressemitteilung, RWTH Aachen, 15.12.2023. https://www.rwth-aachen.de/go/id/bfcqhf
Der Althistoriker Egon Flaig wurde bei der Tagung „Archäologische Grundbegriffe: Freiheit” an der Universität Erlangen ausgeladen. Eigentlich sollte er am 14.7.2023 einen öffentlichen Vortrag über Individuelle Freiheit gegen politische Freiheit halten. Ausführliche Beschreibung s. FAZ, 19.07.2023.
Quellen:
— Jan Fleischhauer: Die Ausladung des Historikers Flaig: Dieser Fall zeigt die Feigheit an unseren Universitäten. Focus, 29.07.2023. https://www.focus.de/politik/deutschland/kolumne-der-f … 43.html
— Mathias Brodkorb: Die samtpfötige Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit. FAZ, 19.07.2023. https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/auslad … 85.html
— Abendvortrag: Individuelle Freiheit gegen politische Freiheit. Die Polis im europäischen Republikanismus (Prof. Dr. Egon Flaig, Rostock). FAU, 14. Juli 2023. https://www.fau.de/termine/entfaellt-abendvortrag-indi … rostock
Eine Kampagne des „Referats Queerfeminismus”, der Grünen Hochschulgruppe und des studentischen Vertreters im Senat, Phillip-Daniel Schmoll, verhindert an der Universität Würzburg einen für den 6. Juli 2023 angekündigten Vortrag des Psychoanalytikers Prof. Dr. Bernd Ahrbeck. Dieser war von Stephan Ellinger, dem Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen, eingeladen worden, einen Vortrag zum Thema „Transsexualität und Transgender” zu halten. Im Zuge ihrer Aktionen gegen die Veranstaltung beschädigen die Protestierenden Ankündigungsplakate, fordern die Absage des Vortrags und verunglimpfen Ahrbeck als Rechtspopulisten, dem „keine Bühne geboten werden” dürfe. Am Ende kann der Vortrag nur im privaten Rahmen ohne die Universitätsöffentlichkeit stattfinden.
Quellen:
— Mathias Brodkorb: Der Mut der Professoren. FAZ, 06.07.2023, Politik, S.7, 06.07.2023. https://zeitung.faz.net/faz/politik/2023-07-06/der-mut … 49.html
— Arnd Diringer: Missionare für Politik und Gesellschaft. Welt am Sonntag, 16.07.2023. https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus246514102/C … en.html
Im März 2023 veröffentlicht der Psychologe J. Michael Bailey, Professor an der Northwestern University, gemeinsam mit der als Erstautorin genannten „Suzanna Diaz” (ein Pseudonym) einen Aufsatz mit dem Titel „Rapid Onset Gender Dysphoria: Parent Reports on 1655 Possible Cases” in den zum Springer-Verlag gehörigen Archives of Sexual Behavior 52, 1031
Nach einem Eklat um einen Konflikt zwischen Demonstranten und Boris Palmer auf der Veranstaltung wird am 01.05.2023 auf Initiative des „Exzellenzclusters Africa Multiple” an der Universität Bayreuth ein Aufruf in Umlauf gebracht. Darin fordern zahlreiche Wissenschaftler die Frankfurter Goethe-Universität auf, „sich nicht darauf zu beschränken
Der SPD-Landtagskandidat Jan Pasternack fordert den Ministerpräsidenten des Landes Hessen auf, der von Prof. Susanne Schröter für den 28. April 2023 an der Frankfurter Goethe-Universität geplanten Konferenz zur Migrationspolitik seine Schirmherrschaft zu entziehen. Von der hessischen Wissenschaftsministerin verlangt er, das veranstaltende Forschungszentrum Globaler Islam zu überprüfen. Pasternack begründet seine Aktion unter anderem mit der Behauptung, der als Redner eingeladene Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sei nicht qualifiziert, auf einer solchen Veranstaltung zu sprechen. Andere Referenten, zu denen auch der Psychologe Ahmad Mansour zählt, fand Pasternack ungeeignet, weil sie „politisch rechts” seien (FAZ Rhein-Main vom 17. April 2023).
Im Herbst 2021 verfasst Prof. Dr. Günter Roth, der im Fachgebiet Sozialmanagement und Sozialpolitik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München lehrt, einen Essay mit dem Titel „Erosion der Menschlichkeit” (Rubikon-News, 12. Dez. 2021), in dem er sich gegen eine allgemeine Impfpflicht und gegen die Diskriminierung von Personen ausspricht, die sich nicht gegen Corona impfen lassen. In seinen Lehrveranstaltungen im Rahmen des Masterstudiengangs „Gesellschaftlicher Wandel als Gestaltungsaufgabe” verweist Roth auf diesen Appell und fordert die Studierenden auf, darüber mit ihm zu diskutieren.
Wenigstens zwei Studierende protestieren in anonymen Schreiben an die Hochschulleitung gegen diese Aufforderung. Daraufhin erhält Roth im Januar 2022 eine Nachricht der Rechtsabteilung seiner Hochschule, die ihn zu einem „Personalgespräch/Anhörung durch JU [Justiziariat]” einlädt. In dem folgenden Gespräch erläutert ein Mitarbeiter der Rechtsabteilung die Vorwürfe und kündigt eine „Ermahnung” durch den Präsidenten der Hochschule Martin Leitner an, ohne dass Roth dabei die Einzelheiten der studentischen Beschwerden zur Kenntnis gegeben werden. Die angekündigte Ermahnung geht ihm bereits am folgenden Tag zu. In ihr werden Roth „weitere arbeitsrechtliche Konsequenzen” für den Fall angedroht, dass er der in der Ermahnung formulierten Erwartung, „die Lernfreiheit der Studierenden gemäß Art. 5 Abs. 3 GG [zu] respektieren sowie Ihre Lehre nicht zur bloßen Meinungskundgabe zweck[zu]entfremden” nicht entspricht. Roth setzt sich gegen dieses Vorgehen juristisch mit Erfolg zur Wehr: Am 10. Januar 2023 verurteilt das Arbeitsgericht München die Hochschule dazu, die „Ermahnung wegen Überschreitung der Grenzen der Lehrfreiheit aus Art. 5 Abs. 3 GG” aus Roths Personalakte zu entfernen.
Im weiteren Verlauf wurde Roth im Mai 2024 gekündigt, Im Juli 2024 stimmte Roth (nach erneuter Klage vor dem Arbeitsgericht München) einem gerichtlichen Vergleich mit dem vorzeitigen Ausscheiden aus der Hochschule zu, Details inkl. Dokumente zum Gerichtsverfahren s, Roth (05.08.2024).
Quellen:
— Günter Roth: Lagerdenken, Herdentrieb und „Cancel Culture“ an Hochschulen. einfachkompliziert.de, 05.08.2024. https://einfachkompliziert.de/cancel-culture-an-hochschulen/
Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, kündigt seine Zusammenarbeit mit dem Verlag C.H. Beck, nachdem dieser ihn wiederholt gedrängt hatte, einer vorzeitigen Vertragsauflösung zuzustimmen. Maaßen hatte in dem viel benutzten Grundgesetzkommentar von Epping und Hillgruber den Kommentar zu den Artikeln 16 (Ausbürgerung, Auslieferung) und 16a (Asylrecht) verfasst und über Jahre hinweg aktualisiert. Aufgrund seiner kritischen und manchmal polemisch-aggressiven Tweets und Äußerungen zu verschiedenen politischen Themen wurde von prominenten Tageszeitungen wie FAZ und SZ kritisiert, dass Maaßen an dem renommierten Kommentar weiterhin mitwirken durfte. Auch einer seiner juristischen Co-Autoren artikulierte deutlich ein entsprechendes Unbehagen, stellte aber zugleich klar, dass an Maaßens Kommentar inhaltlich nichts zu beanstanden sei und er sich im Rahmen des juristisch Vertretbaren bewege. Diese Einschätzung macht sich auch der Verlag zu eigen, der zunächst gegen den medialen Druck an der Zusammenarbeit mit Maaßen festhalten will, nur um nach kurzer Zeit eine Kehrtwende zu vollziehen und auf die Beendigung des Vertragsverhältnisses zu drängen. Zwar sei Maaßens Kommentar zum Grundgesetz fachlich nicht zu beanstanden, wohl aber sei „hinsichtlich der Person und der öffentlichen Äußerungen von Dr. Maaßen eine heftige Diskussion mit fortschreitender Polarisierung” entstanden, „bei der sich die unversöhnlichen Positionen verselbstständigt haben”. Diese Diskussion schade dem Grundgesetzkommentar, den Herausgebern und dem Verlag. Maaßen selbst gibt an, dass der Verlag ihm gegenüber als Grund für die Bitte um Vertragsauflösung angeführt habe, dass einer der Herausgeber des Kommentars, Volker Epping, zugleich Präsident der Universität Hannover, aus der niedersächsischen Landesregierung wegen Maaßens Mitarbeit politisch erheblich unter Druck gesetzt werde. Vor allem mit Rücksicht darauf habe er, Maaßen, die Zusammenarbeit von sich aus beendet. (2023)
Pressemitteilung hierzu vom: 19.01.2023
Quellen:
— Ronen Steinke: Im Bund mit dem Verschwörungsrentner. Süddeutsche, 08.01.2023. https://www.sueddeutsche.de/kultur/c-h-beck-verlag-han … 5726895
— Benedict Neff: C. H. Beck kapituliert vor einem Säuberungsfuror. Kann man es dem Verlag verübeln? Ja und nein. MZZ, 19.01.2023. https://www.nzz.ch/feuilleton/fall-maassen-ch-beck-kap … 1722143
— Hans-Georg Maassen und der Verlag C. H. Beck beenden die Zusammenarbeit. NZZ, 18.01.2023. https://www.nzz.ch/international/hans-georg-maassen-un … 1721981
— Susanne Gaschke: Einschüchterungsversuche gegen Hans-Georg Maassen und den C.-H.-Beck-Verlag: Wer darf was sagen? NZZ, 14.01.2023 https://www.nzz.ch/feuilleton/einschuechterungsversuch … 1721130
— Verlag C.H. Beck und Hans-Georg Maaßen beenden Zusammenarbeit. Süddeutsche, 18.01.2023. https://www.sueddeutsche.de/kultur/maassen-beck-kommen … 5734863
Nature, eine der international und interdisziplinär renommiertesten wissenschaftlichen Fachzeitschriften, macht in ihrem Portfolio, das auch Bestimmungen zur Forschungsethik enthält, detaillierte inhaltliche Vorgaben: Menschliche Rassen und Ethnien seien soziopolitische Konstrukte, biologische Rassen gebe es nicht, „sex” und „gender” müssten deutlich unterschieden werden, und: „Gender is usually incorrectly conceptualized as a binary (man/woman or feminine/masculine) factor. In reality, there is a spectrum of gender identities and expressions defining how individuals identify themselves and express their gender”. Damit gibt Nature den Forscherinnen und Forschern partiell vor, wie sie Begriffe zu verwenden und wie ihre Forschungsergebnisse auszusehen haben. An dem gewählten Beispiel fällt noch besonders auf, dass Nature betont, wie sehr die Dinge in diesem Bereich im Fluss sind, und die Autorinnen und Autoren auffordert, sich entsprechend flexibel zu zeigen: „As such, definitions will require frequent revisiting, as the exercise of defining gender (and sexuality) is under constant flux and evolution, as is the area of study in itself.” Es ist in Bezug auf soziales Geschlecht und Sexualität also allerhand möglich, nur eines nicht: die „binäre” Auffassung, von der kurz vorher gesagt wurde, sie sei die „gängige”; diese ist nämlich „inkorrekt”. (2022)
Quellen:
— Research Ethics. Springer Nature. 2022 https://www.nature.com/nature-portfolio/editorial-poli … ecurity
Die DFG übt über die Bewilligungspraxis bei Forschungsprojekten Druck auf die Universitäten aus, bei der Auswahl wissenschaftlichen Personals teilweise wissenschaftsfremde Kriterien zugrunde zu legen und deutet solche zu wissenschaftsbezogenen um. – 2008 führt die DFG „forschungsorientierte Gleichstellungsstandards” ein. Damit wird erstmals in der Wissenschaft in Deutschland auf Gleichstellung im statistischen Sinne (Ergebnisgleichheit statt Chancengleichheit) abgezielt: Für alle Karrierestufen, auf denen Frauen unterrepräsentiert sind, soll von jeder Mitgliedsinstitution der DFG eine Erhöhung des Frauenanteils angestrebt und durch Zielvorgaben im Fünf-Jahres-Rahmen konkretisiert werden. Diese sogenannten Selbstverpflichtungen der Universitäten werden von der DFG veröffentlicht und ihre Einhaltung regelmäßig überprüft. Die Ambitioniertheit der Zielvorgaben sowie das Ausmaß ihrer Umsetzung im Zeitrahmen ist eines der entscheidungsrelevanten Kriterien bei der Bewilligung von Forschungsverbünden seitens der DFG, insbesondere in der Exzellenzinitiative. Dadurch wird in der DFG und an den Universitäten de facto eine neue Spielart von wissenschaftsfremden Beantragungs-, Bewilligungs-, Berufungs- und Einstellungskriterien wirksam, die indirekt auch die Wissenschaftsfreiheit in Mitleidenschaft zieht.
Die Gleichstellungsziele widersprechen der Idee nach jedoch keineswegs dem Gedanken der Bestenauslese, denn: „Um wettbewerbsfähig und zukunftsorientiert Gleichstellung zu sichern, sind personenbezogene Entscheidungen strikt nach Leistung und Potential und nicht nach Geschlecht oder beispielsweise Alter, Behinderung oder Krankheit, Herkunft, sexueller Identität oder Orientierung, Religion und Weltanschauung zu treffen.” So die Formulierung der DFG von 2017, ähnlich schon 2008. Damit wird angenommen, dass jegliche Unterrepräsentanz eines Geschlechts ausschließlich darauf zurückzuführen ist, dass bei der Auswahl sachfremde Kriterien zum Tragen kommen, oder im Umkehrschluss: Bei konsequenter Ausschließung solcher Kriterien und personenbezogenen Entscheidungen „strikt nach Leistung und Potential” wird die Unterrepräsentanz von selbst verschwinden. Damit behandelt die DFG eine spekulative und wahrscheinlich falsche empirische Hypothese als etabliertes, ja selbstverständliches Wissen.
2017 werden die „forschungsorientierten Gleichstellungsstandards” von der DFG bestätigt und bekräftigt, um 2022 den „forschungsorientierten Gleichstellungs- und Diversitätsstandards” Platz zu machen: „Ziel ist, die Gleichstellung aller Personen mit unterschiedlichen Geschlechtern, Hintergründen, Erfahrungen und Eigenschaften in der Wissenschaft nachhaltig zu befördern.” In diesen neuen Richtlinien wechseln die Kriterien, von denen es 2008 und 2017 noch hieß, sie dürften bei personenbezogenen Entscheidungen keine Rolle spielen, die Seite. Jetzt heißt es nämlich: „In den Blick zu nehmen sind zudem weitere Diversitätsdimensionen, wie Geschlecht und geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, Alter, ethnische Herkunft und Nationalität, soziale Herkunft […], Religion und Weltanschauung, Behinderung oder chronische/langwierige Erkrankung.” Wenn all das „in den Blick zu nehmen ist”, kann die DFG schlecht sagen, man solle bei personenbezogenen Entscheidungen davon absehen, und tatsächlich ist in dem relevanten Passus von den früher von ihr abgelehnten Auswahlkriterien keine Rede mehr. Er lautet nunmehr: „Um wettbewerbsfähig und zukunftsorientiert Gleichstellung zu sichern, sind personenbezogene Entscheidungen strikt nach Leistung und Potential und nicht nach wissenschaftsfremden Kriterien zu treffen. Gegebenenfalls karrierehemmende Wirkungen von Diversitätsdimensionen sind entsprechend zu neutralisieren.” Und kurz darauf heißt es: „[…] sind Verfahren so zu gestalten, dass sie für Verzerrungseffekte und diversitätshemmende Leistungsparameter sensibilisieren, sie aufdecken und korrigieren.”
Mit anderen Worten: Während die genannten diversen Merkmale früher als sachfremde keine Rolle spielen und „strikt nach Leistung und Potential” ausgewählt werden sollte, sollen Diversitätsmerkmale jetzt gerade eine Rolle spielen, und die „Leistungsparameter” sind entsprechend zu „korrigieren”. Wonach man dann immer noch behaupten kann, es solle nach Leistung und Potential ausgewählt werden – nur dass diese Begriffe jetzt etwas anderes bedeuten als früher. Das ist nach einer impliziten und verdeckten teilweisen Abkehr vom Prinzip der Bestenauslese in der Vergangenheit nun eine weitgehend offene, indem die Gütekriterien umdefiniert und vormals wissenschaftsfremde Kriterien, die von der DFG explizit als solche gekennzeichnet wurden, in wissenschaftsbezogene umgedeutet werden.
Quellen:
— Informationen zum Entstehungs- und Umsetzungsprozess der Forschungsorientierten Gleichstellungs- und Diversitätsstandards der DFG. DFG, 2022. https://www.dfg.de/de/grundlagen-rahmenbedingungen/gru … prozess
Der Heidelberger Sozialpsychologe Klaus Fiedler wird im Januar 2022 zum leitenden Herausgeber des Journals „Perspectives on Psychological Science” (PoPS) der „Association for Psychological Science” (APS) berufen. Am 2. Dezember 2022 fordert eine Gruppe von über 1.000
Am Institut für Philosophie der Universität Leipzig wird ein Seminar des Privatdozenten Javier Y. Álvarez-Vázquez von Transgender-Aktivisten gestürmt, der Dozent niedergebrüllt und körperlich bedroht (FAZ vom 02.11.2022). Die Lehrveranstaltung wird deshalb nur noch digital angeboten. Álvarez-Vázquez erstattet Strafanzeige, das Institut sichert ihm Unterstützung zu. Vorausgegangen war eine Kampagne gegen ein Seminar zum Thema „Historisch-Genetische Theorie der Geschlechterbeziehung: Subjekt
Pressemitteilung hierzu vom: 03.11.2022
Quellen:
— Thomas Thiel: Rufmordkampagne gegen ein philosophisches Seminar. FAZ, 02.11.2022. https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/leipzi … 24.html
Der Deutsche Bundestag verschärft am 20. Oktober 2022 „nahezu unbemerkt und ohne längere Beratungen” den Straftatbestand der Volksverhetzung nach Paragraf 130 Strafgesetzbuch. Demnach steht künftig unter Strafe, wer Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen „
Pressemitteilung hierzu vom: 05.12.2022
Quellen:
— Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 20/3708 -. Deutscher Bundestag 20. Wahlperiode, Drucksache 20/4085, 19.10.2022. https://dserver.bundestag.de/btd/20/040/2004085.pdf
— Hasso Suliak: Öffentliche Verharmlosung von Kriegsverbrechen künftig strafbar. LTO, 21.10.2022. https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/volksverhetzu … ocaust/
— Gerhard Strate: Kriminalisierung des politischen Gegners. Cicero, 31.10.2022. https://www.cicero.de/innenpolitik/verharmlosung-von-k … reiheit
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet über den Fall der Juristin Alessandra Asteriti, Juniorprofessorin für Wirtschaftsrecht an der Leuphana Universität Lüneburg. 2019 schreibt sie auf Twitter einen längeren Thread darüber, warum die körperliche Unterscheidung von Männern und Frauen im internationalen Recht wichtig sei, und zwar, weil Ausbeutung, Unterdrückung oder Benachteiligung von Frauen sonst nicht darstellbar wären. Die Tweetfolge löst einen Empörungssturm in LGBTQ-Kreisen aus. Die Universitätsleitung wird in mehreren E-Mails aufgefordert, Asteriti wegen „transphober” Ansichten zu entlassen, andernfalls würde man sich an die Polizei wenden. Auf Twitter wird Asteriti als „Nazi” beschimpft und mit dem Tode bedroht. Bei einer Onlinekonferenz im September 2020 soll Asteriti ein Panel leiten, das Studierende ihres Masterprogramms zu Menschenrechten organisiert haben. Kurz vorher beschweren sich einige Studierende über ihre angebliche „Transphobie” und erreichen, dass Asteriti sich von der Leitung des Panels zurückzieht und die Konferenz in letzter Minute abgesagt wird. Am 8. Dezember 2020 fordert eine öffentliche Erklärung des AStA gemeinsam mit LGBTQ-Organisationen von der Universitätsleitung eine öffentliche Distanzierung von den „transfeindlichen Äußerungen” Asteritis. Diese erklärt sich zu einem Gespräch mit den Studierenden bereit, die den Transphobie-Vorwurf erheben. Es findet im Chancengleichheits-Büro der Universität statt und endet nach Asteritis Darstellung katastrophal. Sie sei von Beginn an als Transfeindin attackiert worden und habe sich wie in einer gehirngewaschenen Sekte gefühlt. Die Universität beschränkt sich auf Nachfrage auf die Auskunft, es habe keine Annäherung der Standpunkte gegeben. Asteritis Vertrag zur Onlinelehre wird gekündigt. Asteriti beklagt, dass die Universität sie angesichts der Rufmordkampagne kaum unterstützt habe. Tatsächlich weist die Universität auf Nachfrage der FAZ jegliche Verantwortung von sich. Der Nachfrage, ob für sie die Unterscheidung zweier biologischer Geschlechter ein menschenfeindlicher Akt sei, weicht sie ebenfalls aus.
Quellen:
— Thomas Thiel: Ende einer Treibjagd. FAZ, 21.09.2022. https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/hoersa … 68.html
An der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg (MLU) wird dem Politikwissenschaftler Jürgen Plöhn im Jahr 2021 nach 19 Jahren Lehre zunächst die Lehrbefugnis entzogen, weil er die Anwendung der „Gender-Sprache” bei Prüfungsleistungen mit einem Malus versieht. Aus rechtlichen Gründen wird der Entzug zurückgenommen. Allerdings verfügt die Institutsleitung, dass die Veranstaltungen Plöhns nicht mehr als Veranstaltungen zum Erwerb von Credit Points (CP) angeboten werden können. Jürgen Plöhn bietet daraufhin im Sommersemester 2022 keine Lehre mehr an und hat sich an den Petitionsausschuss des Landtags Sachsen-Anhalt gewandt.
Quellen:
— https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/ha … 00.html
— https://www.welt.de/politik/deutschland/plus241062871/ … er.html
Georg Meggle, emeritierter Professor für Philosophie an der Universität Leipzig und Ehrenpräsident der Gesellschaft für analytische Philosophie (GAP), wird als einer von drei vorgesehenen Diskutanten vom Eröffnungspodium des 11. Kongresses der GAP an der HU Berlin (12.-15.09.2022) ausgeladen. Der Kongress steht unter dem Oberthema „Philosophie und Öffentlichkeit”, das Eröffnungspodium trägt den Titel „Wissenschaftsfreiheit und Moral”. Die Organisatoren des Kongresses stellen kurz vor dem Beginn der Veranstaltung fest, dass Georg Meggle den im November 2021 erschienenen Aufruf „Den Kriegstreibern in den Arm fallen. Neuer Krefelder Appell” als Erstunterzeichner unterstützt und dabei auch seinen Status als GAP-Ehrenpräsident genannt hatte. Der Aufruf richtet sich gegen den „US-Machtkomplex” und artikuliert unter anderem verschiedene bekannte Verschwörungstheorien. Der Vorstand der GAP veröffentlicht eine Erklärung zur kurzfristigen Ausladung von Georg Meggle, gegen die sich wiederum ein „offener Brief” von GAP-Mitgliedern wendet.
Meggles Unterschrift ist auf der Seite des „Neuen Krefelder Appells” (https://peaceappeal21.de/) aktuell nicht mehr zu finden. (2022)
Quellen:
— https://www.gap11.de/index.html
Die deutschen Politikwissenschaftler Christian Hacke (Bonn) und Johannes Varwick (Halle/Saale) werden auf einer schwarzen Liste des „Zentrums für Desinformationsbekämpfung” (CCD) des Ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates geführt, weil sie „russische Propaganda” betreiben würden. Der Leiter des Zentrums bezeichnet die insgesamt 72 Personen des öffentlichen Lebens (internationale Politiker, Wissenschaftler, Publizisten) auf der Liste als „Informationsterroristen”, die sich als Kriegsverbrecher verantworten müssten. Die deutsche Botschaft in Kiew fordert die ukrainische Regierung auf, die „öffentliche Listung ausländischer Persönlichkeiten zu unterbinden.” (03.08.2022.)
Im Laufe des August 2022 wird die Liste vom Netz genommen. Sie ist aber weiterhin erreichbar.
Im Rahmen einer „Langen Nacht der Wissenschaft” der Humboldt-Universität zu Berlin am 2. Juli 2022 wird der Vortrag der Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht zum Thema „Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt” nach Widerspruch des AStA und des „Arbeitskreises kritischer Jurist*innen” (akj) von der Universität abgesagt. Der Referent_innenrat (AStA) der Universität hatte erklärt, es sei „unschwer vorherzusehen, dass Vollbrecht auch diese Gelegenheit nutzen wird, um weiter transfeindliche Standpunkte stark zu machen. Und das in Uniräumen und mit Unigeldern! Das ist ein Skandal! Es darf keine politische Verfälschung der Wissenschaft auf Univeranstaltungen geben und dabei menschenfeindlicher Ideologie der Weg geebnet werden! Wir fordern: Keine Bühne für Transphobie
Quellen:
— Verwaltungsgericht Berlin verbietet Humboldt Uni abschätzige Pressemitteilung über Biologin Marie-Luise Vollbrecht. HÖCKER Rechtsanwälte PartGmbB, 05.12.2023. https://www.hoecker.eu/news/erfolg-gegen-cancel-cultur … lbrecht
An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wird Ende Mai 2022 von Promotionsstudierenden eine Podiumsdiskussion zur Hochschulpolitik in der Corona-Krise geplant. Um das Meinungsspektrum angemessen abzubilden, sollen jeweils zwei Befürworter und zwei Kritiker der Pandemie-Politik zu Wort kommen. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Christine Binzel zieht allerdings ihre Zusage zurück, weil sie keine Grundlage für eine Debatte mit Kolleginnen und Kollegen sieht, die sich kritisch zur Corona-Politik der Regierung positionierten. Die Veranstaltung wird abgesagt (Stand: 20.6.2022)
Nature, eine der international und interdisziplinär meistrezipierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften, erlegt sich und damit ihren Autoren verschärfte ethische Beschränkungen für Veröffentlichungen auf. Nicht nur sollen bei Studien mit Menschen die Probanden nach den etablierten Kriterien geschützt werden, sondern es sollen nun auch „benefits and harms of academic research whose conclusions could affect groups of people that haven
Quellen:
— Research must do no harm: new guidance addresses all studies relating to people (Editorial). Nature, 14.06.2022. https://www.nature.com/articles/d41586-022-01607-0
Dirk Helbing, Professor für computergestützte Sozialwissenschaften an der ETH Zürich, verwendet in einer Vorlesung am 21.02.2022 zum Thema „Digitale Gesellschaft” eine Folie mit dem Titel „The Temptation of Inappropriate Generalizations”. Die Folie zeigt ein Foto von Ferkeln, neben dem geschrieben steht: „We have this nice piece of Big Data software to manage logistic systems. Couldn
Quellen:
— Jonas Roth: Cancel-Culture an der ETH: Ein Professor erhält Morddrohungen wegen einer Vorlesungsfolie. NZZ, 12.03.2022. https://www.nzz.ch/schweiz/shitstorm-an-der-eth-ein-pr … 1673554
In einem Statement vom 26. Januar 2022 diffamiert der AStA der Freien Universität Berlin den Bioinformatiker Michael Grünstäudl, PhD, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biologie der FU Berlin, als politisch „rechts”, unter anderem weil er im März 2018 eine „Gemeinsame Erklärung” gegen „illegale Masseneinwanderung” nach Deutschland unterzeichnet hatte. Mit diversen Plakaten, Bannern und Wandschmierereien wird deswegen gegen den Dozenten protestiert. Der AStA fordert, dessen Habilitationsverfahren zu stoppen, damit es ihm „verunmöglicht wird, zukünftig weiter im akademischen Rahmen tätig zu sein”. Bis heute ist die Hochschulleitung der FU weder gegen die Diffamierung ihres Mitarbeiters vorgegangen noch hat sie Grünstäudl die von ihm gewünschte Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben, obwohl ihm weder im Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie noch in der Bioinformatik rassistische, frauenfeindliche oder homophobe Aktivitäten Grünstäudls nachgewiesen werden konnten. Nach Einschaltung seines Rechtsanwalts konnte Grünstäudl sein Habilitationsverfahren am 22. Februar 2023 erfolgreich zu Ende führen und die Lehrbefähigung für die Fächer Botanik und Bioinformatik erhalten. (2022/23)
Der Arbeitskreis Hochschulpolitik und der AStA der FU Berlin veröffentlichen am 24.01.2022 eine Erklärung mit dem Titel „Rechte Ideologie exmatrikulieren! Gegen diskriminierende Lehre an der „Freien” Universität.” In dieser Erklärung, der sich die Landes-Asten-Konferenz Berlin anschließt, wird „die Entlassung von rechten, rassistischen oder anderweitig diskriminierenden Angestellten oder mindestens die langfristige Entziehung des Lehrauftrags” gefordert. Das bezieht sich beispielsweise auf Dozenten, die für die AfD oder die „Junge Alternative” aktiv sind, aber auch auf Lehrveranstaltungen, in denen „das N-Wort und weitere problematische Begriffe unkommentiert zitiert” oder Texte behandelt werden, „in denen rassistische Stereotype reproduziert werden”. Zustimmend wird die „Initiative Intersektionales Lehramt” angeführt, die eine „Fortbildung der Dozierenden zu Kolonialismus und Rassismus” sowie die „Überprüfung von Lehrmaterial aus antirassistischer postkolonialer Perspektive durch professionelle externe Expertise” gefordert hat. „Rechte Lehrende”, so heißt es in der Erklärung weiter, „werden immer rechte Ideologien in ihrer Lehre reproduzieren. [
Quellen:
— Rechte Ideologien exmatrikulieren! – Statement gegen rechte Lehre an der FU und in Berlin 24.01.2022. https://astafu.de/rechte-ideologie-exmatrikulieren
Die Universitätsbibliothek Freiburg versieht Teile „rechter” Literatur, unter anderem die Werke von Martin Lichtmesz, Jean Raspails „Heerlager der Heiligen” in deutscher Übersetzung und „Mit Linken leben” von Lichtmesz und Caroline Sommerfeld, mit dem Vermerk: „Sekretiert: Benutzung nur im Sonderlesesaal zu wissenschaftlichen Zwecken”. Auf Nachfrage teilt die Bibliothek mit, dass sie diese Werke als potentiell volksverhetzend betrachtet, und befürchtet, sich strafbar zu machen, wenn sie allgemein zugänglich wären. Die Bücher sind allerdings im Buchhandel frei verfügbar, und die Bibliothek wendet beispielsweise auf die Werke von Josef Stalin oder Sayid Qutb nicht dieselben Regeln an. Diese kann man ganz normal ausleihen. (2021)
Quellen:
— https://katalog.ub.uni-freiburg.de/opac/
Die Stiftung Sunnitischer Schulrat Baden-Württemberg verweigert dem Islamwissenschaftler und Religionspädagogen Dr. Abdel-Hakim Ourghi, der seit vielen Jahren an der PH Freiburg lehrt und dort 2011 die Leitung des Fachbereiches Islamische Theologie/Religionspädagogik übernahm, die Lehrerlaubnis für islamische Religionslehre. Begründet wurde das damit, dass Ourghi nicht über eine spezifische Ausbildung als Religionspädagoge verfüge. Ein Angebot für eine solche Ausbildung gab es allerdings zu dem Zeitpunkt, als Ourghi sein Studium abschloss (er wurde 2006 an der Universität Freiburg promoviert) in Deutschland gar nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass der Rat der Stiftung, der von zwei konservativen Islamverbänden dominiert wird, die liberale Theologie Ourghis, der sich u.a. um eine Historisierung des Korans bemüht, grundsätzlich ablehnt und ihn deshalb von der Ausbildung zukünftiger Religionslehrer ausschließen will. Ourghi selbst verweist darauf, dass die beiden im Stiftungsrat vertretenen Verbände (der Landesverband der islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg [LVIKZ] und die islamische Glaubensgemeinschaft der Bosniaken) nur einen sehr kleinen Teil der Moscheegemeinden in Baden-Württemberg vertreten, was die Frage aufwirft, ob die Landesregierung verfassungsrechtlich überhaupt befugt war, 2019 diesen Verbänden exklusiv die Kontrolle über die Ausbildung muslimischer Religionslehrer zu übertragen. Die Mitglieder des Rates und der Schiedskommission der Stiftung vertreten zum Teil kontroverse Positionen. In den Medien wird namentlich Mitgliedern der Schiedskommission eine unzureichende Abgrenzung gegenüber dem radikalen Islam, wie ihn etwa die Muslimbrüder vertreten, vorgeworfen. Die Landesregierung scheint aber nicht gewillt zu sein, diesen Vorwürfen nachzugehen, obwohl im Vorfeld der Begründung der Stiftung die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Die Grünen) erhebliche Bedenken gegen die gesamte Konstruktion geäußert hatte. (2021)
Wie der Leiter des Fachbereichs Philosophie der Universität Salzburg auf Anfrage der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP) und des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit schreibt, hält an der Universität Salzburg jedoch niemand Georg Meggle für einen Antisemiten. Ebenso wenig wird befürchtet, dass im Seminar politische Propaganda betrieben würde: „Sowohl die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Philosophie als auch die Philosophiestudierenden bestätigen, dass dies keineswegs der Fall ist, sondern die Lehre von Herrn Meggle vielmehr von hoher Qualität und immer von einem kritisch-argumentativen und keineswegs einseitigen Geist getragen ist. Wir wollen damit [
An der Universität Salzburg wird im Sommersemester ein Seminar des Philosophen Georg Meggle zum Thema „Ethische Interventionen: Boykottstrategien
Wie der Leiter des Fachbereichs Philosophie der Universität Salzburg auf Anfrage der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP) und des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit schreibt, hält an der Universität Salzburg jedoch niemand Georg Meggle für einen Antisemiten. Ebenso wenig wird befürchtet, dass im Seminar politische Propaganda betrieben würde: „Sowohl die Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Philosophie als auch die Philosophiestudierenden bestätigen, dass dies keineswegs der Fall ist, sondern die Lehre von Herrn Meggle vielmehr von hoher Qualität und immer von einem kritisch-argumentativen und keineswegs einseitigen Geist getragen ist. Wir wollen damit [
Da er bei der Veröffentlichung seiner epidemiologischen Arbeiten behindert wird, verlässt Stephan Luckhaus, Professor für Mathematische Optimierung an der Universität Leipzig, die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, der er seit 2007 (seit 2019 als Senator der Sektion Mathematik) angehört hatte. In seinen Beiträgen spricht er sich gegen Lockdowns aus. Die als Preprint erschienene Arbeit „Corona, Mathematical Epidemiology, Herd Immunity, and Data” war als Beitrag für „NAL live” geplant. Dieses „neue wissenschaftliche Journal der Leopoldina” will sich laut Eigendarstellung durch Transparenz auszeichnen. Hier sollen Artikel „online kommentiert, diskutiert und fortlaufend aktualisiert werden” und somit ein „Living Dokument” entstehen. In der Beschreibung steht: „Die Dokumente bilden so eine offene wissenschaftliche Diskussion ab. Durch die ständige Aktualisierung sollen die Texte auch für Politik und Medien eine Informationsgrundlage zum jeweiligen Thema bieten.” Der Herausgeber lehnt es jedoch ab, den Aufsatz von Luckhaus in den Begutachtungsprozess zu geben, der vor einer Veröffentlichung erfolgt. Die alternative Verbreitung einer deutschen Version als Diskussionsbeitrag unter den Leopoldina-Mitgliedern wird mit Hinweis auf Datenschutzgründe ebenfalls abgelehnt. (2021)
Quellen:
— https://www.mis.mpg.de/publications/preprint-repositor … sue-105
Klaus Kinzler, Professor für Politikwissenschaft an der „Grande École” Sciences Po Grenoble, stellt in einem E-Mail-Wechsel zu einer wissenschaftlichen Veranstaltung den Sinn des Begriffs „Islamophobie” in Frage und bestreitet, dass er mit „Antisemitismus” und „Rassismus” auf eine Stufe gestellt werden dürfe. Man könne sich sogar fragen, ob es dabei nicht bloß „um eine Propagandawaffe von Extremisten geht, die intelligenter sind als wir” (zitiert nach der NZZ vom 14.09.2021). Einige Inhalte des Briefwechsels werden öffentlich. Klaus Kinzler ist daraufhin im Internet sowie an der Universität so heftigen Angriffen unter anderem von linksgerichteten studentischen Gruppierungen ausgesetzt, die seinen Rücktritt fordern und Morddrohungen aussprechen, dass er sich von der Universität zurückzieht und zeitweilig unter Polizeischutz lebt. Ein Untersuchungsbericht des zuständigen Ministeriums für Hochschulbildung, Forschung und Innovation kommt zu dem Schluss, dass die Islamophobie- und Rassismusvorwürfe gegen Kinzler und seinen Kollegen Vincent Tournier, der ihm als einziger von seinem Institut in der Affäre beigesprungen war, haltlos und politisch motiviert sind. Die Ministerin Frédérique Vidal fordert eine Bestrafung der für die Kampagne verantwortlichen Studenten. In der folgenden Untersuchung spricht die disziplinarische Kommission von Sciences Po Grenoble alle angeklagten Personen bis auf eine frei und verhängt in einem Fall einen Universitätsausschluss auf Bewährung. Als Klaus Kinzler wenig später in einem Interview mit der Zeitung „L
Quellen:
— Lucien Scherrer: In einer Diskussion mit Studenten kritisiert der deutsch-französische Professor Klaus Kinzler den Begriff «Islamophobie». Kurze Zeit später benötigt er Polizeischutz. NZZ, 14.09.2021. https://www.nzz.ch/feuilleton/diskussion-beendet-ld.1644831
Heike Egner und Anke Uhlenwinkel untersuchen in zwei Aufsatzpublikationen
Quellen:
— Heike Egner und Anke Uhlenwinkel: „Zur Rechtsstaatlichkeit universitätsinterner Verfahren bei Entlassung oder öffentlicher Degradierung von Professor*innen”. In: Ordnung der Wissenschaft 2021, S. 173
— Heike Egner und Anke Uhlenwinkel: „Entlassung und öffentliche Degradierung von Professorinnen. Eine empirische Analyse struktureller Gemeinsamkeiten anscheinend unterschiedlicher „Fälle””. In: Beiträge zur Hochschulforschung 43, 2021, S. 62
Die Stadt Hannover sagt eine Veranstaltung über den Kolonialismus ab, auf der Helmut Bley, emeritierter Professor für Neuere und Afrikanische Geschichte an der Leibniz-Universität, einen Vortrag mit dem Titel „Kolonialgeschichte von Afrikanern und Afrikanerinnen her denken” halten sollte. Im Vorfeld protestiert die „Initiative für Diskriminierungssensibilität und Rassismuskritik”, mit deren Vertretern Bley nach seinem Vortrag diskutieren sollte, dagegen, dass „ein alter weißer Mann” sich über afrikanische Verhältnisse äußern wolle. Ein solcher Mensch könne sich nicht „in afrikanische Verhältnisse hineindenken und einfühlen”. Der Kommunikationsleiter des Bürgermeisterbüros begründet die Absage damit, dass sich das angedachte Gesprächsformat als nicht tragfähig erwiesen habe: „Als Veranstalterin ist es uns wichtig, eine offene und liberale Diskussionskultur zu ermöglichen. Diese muss aber von allen Seiten gewollt sein.” Die Stadt habe sich mit Bley verständigt, dass dieser seinen Vortrag in einem anderen Rahmen halten könne. (2021)
Quellen:
— Helmut Bley, Sina Schiffer (Interview): Gecancelter Rassismus-Vortrag – „Das ist dreifache Diskriminierung“. Cicero, 11.04.2021. https://www.cicero.de/kultur/rassismus-vortrag-diskrim … ley?amp
— Katharina Schipkowski: Nur ein bisschen gecancelt. taz, 29.03.2021. https://taz.de/Streit-um-Rassismus-Vortrag/!5758214/
Die Neue Zürcher Zeitung berichtet über den Fall eines Doktoranden an der Universität St. Gallen (HSG), dessen Betreuungsverhältnis aufgrund von Tweets beendet wurde, in denen die chinesische Regierung wegen ihrer Corona-Politik scharf kritisiert wird. Die betreuende Professorin schreibt dem Doktoranden laut NZZ per E-Mail, sie habe „aufgeregte Mails aus China” erhalten: Der Doktorand verbreite „Neonazi-ähnliche Inhalte” auf Twitter. Das sei gefährlich, auch für sie selbst: „Am Ende kann sogar möglicherweise ich wegen Ihnen kein Visum für China bekommen. Das geht entschieden zu weit und ich müsste unser Betreuungsverhältnis beenden.” Er solle seine politische Ausdrucksweise in der Öffentlichkeit sofort mäßigen. Sie habe „keine Lust wegen einem meiner Doktoranden solche Mails zu bekommen”. Klärungsversuche des Doktoranden finden keine Resonanz. Knapp zwei Tage später erklärt die Professorin: Es „besteht kein Betreuungsverhältnis zwischen Ihnen und uns”, kurz darauf ist sein E-Mail-Account an der HSG gelöscht. Die Universität stellt sich auf den Standpunkt, die Betreuung des Doktoranden sei „rein freiwillig” gewesen und habe „informellen Charakter” gehabt. Es sei „gutes Recht” der Professorin, das Betreuungsverhältnis zu beenden, wenn das Vertrauensverhältnis gestört sei. In der Tat hatte sich der Doktorand etwa ein Jahr zuvor auf Anraten seines Programm-Betreuers und in Absprache mit seiner Professorin an der HSG exmatrikulieren lassen, um Feldforschung in Wuhan zu betreiben; er war stattdessen an einer dortigen Hochschule eingeschrieben, mit der die HSG ein Kooperationsabkommen hat. Dabei wurde er die ganze Zeit über weiterhin als Doktorand auf der Webseite der HSG geführt, und seine Professorin hatte ihm, kurz bevor sie das Betreuungsverhältnis für inexistent erklärte, noch geschrieben: „Es ist ja großartig, wie gut Sie in China bereits vorangekommen sind!” Der Doktorand findet in der Folge keinen neuen Betreuer an der Universität St. Gallen, kann sich nicht wieder immatrikulieren und tritt eine Stelle außerhalb der Universität an. Drei Jahre Forschung sind verloren. (2021)
Quellen:
— Larissa Rhyn, Katrin Büchenbacher: Kein Doktortitel wegen eines Tweets: So weit reicht Chinas Einfluss auf Schweizer Hochschulen. NZZ, 03.08.2021. https://www.nzz.ch/schweiz/hsg-und-china-kritik-auf-tw … 1637789
— Katrin Büchenbacher: Die HSG und China als Lehrstück – wo die Angst regiert, stirbt die Freiheit. NZZ, 04.08.2021. https://www.nzz.ch/meinung/china-und-die-hsg-wo-die-an … 1638829
— Nadine Landert, Benedikt Hofer: Kein Doktortitel wegen eines Tweets: So weit reicht Chinas Einfluss auf Schweizer Hochschulen. NZZ Podcast, 06.08.2021. https://www.nzz.ch/podcast/so-stark-beeinflusst-china- … 1639136
Egon Flaig, emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität Rostock, wird für den 22.04.2021 von seiner Osnabrücker Kollegin Christiane Kunst im Rahmen einer Vortragsreihe zu einem Fachvortrag eingeladen. Sein Thema ist „Die Grenzen von Machtkonzeptionen. Warum lässt sich mit Foucault und Bourdieu keine politische Soziologie machen?”. Der AStA der dortigen Universität bezeichnet Flaig als „Rechtsintellektuellen”, der sich einer „indirekten Rechtfertigung des Mordes an Walter Lübcke” schuldig gemacht habe, und spricht sich gegen die Einladung Flaigs aus. Darin erhält er Unterstützung von der Fachschaft Geschichte, die behauptet, Flaig verbreite seit Jahren „unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit Positionen der Neuen Rechten” und leiste damit „einer menschenverachtenden, diskriminierenden und rassistischen Ideologie erheblichen Vorschub”. Der Osnabrücker Professor für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung Christoph Rass und sein Team schließen sich der Kritik ausdrücklich an und organisieren zum Zeitpunkt des Vortrags von Flaig ein Kolloquium über „Geschichtswissenschaft in demokratischen und pluralen Gesellschaften” als Gegenveranstaltung. Die Osnabrücker Hochschulleitung macht sich die Position des AStA, der Fachschaft Geschichte und des Lehrstuhls von Christoph Rass nicht zu Eigen. Beide Veranstaltungen finden statt
Quellen:
— Sommersemester 2021 Vortragsreihe zu „Macht, Gewalt und Geschlecht“. U. Osnabrück, https://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/abteilungen/a … #c18562
— Michael Sommer : Storno statt Streitkultur . Cicero, 04.05.2021. https://www.cicero.de/kultur/geschichtswissenschaft-ca … n-flaig
— Mathias Brodkorb: Was ist so „menschenverachtend“ an Egon Flaigs Thesen? FAZ, 15.04.2021. https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/hoersa … 20.html
Rudolf Stöber, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Bamberg, kritisiert in einem Meinungsbeitrag für das Forum der Fachzeitschrift Publizistik die Praxis des Genderns als eine linguistisch unbegründete und von den Universitäten regelwidrig betriebene Verunstaltung der Sprache. Der Beitrag wird einstimmig von den Herausgebern angenommen, die Verteidigerinnen und Verteidiger des Genderns werden zu Entgegnungen eingeladen. Zusagen zu Repliken werden jedoch wieder zurückgenommen. Stattdessen wird im Fach eine Unterschriftenliste organisiert, auf der 82 Fachkolleginnen und -kollegen von der Fachgesellschaft verlangen, in der von Mitgliedsbeiträgen finanzierten Zeitschrift solche Artikel nicht mehr zu drucken (veröffentlicht am 01.02.2021). Das Bemühen um inklusive und gendergerechte Sprache dürfe nicht durch „über weite Strecken unwissenschaftlich, polemisierend und diffamierend” geschriebene Artikel diskreditiert werden. (2021)
Quellen:
— https://link.springer.com/article/10.1007/s11616-021-00645-4
— https://www.dgpuk.de/sites/default/files/Offener-Brief … and.pdf
Eine jahrelang gegen die Philosophin Kathleen Stock betriebene Kampagne wegen angeblicher „Transphobie” führt zum Rücktritt von ihrer Philosophieprofessur an der University of Sussex. An den verleumderischen Aktionen gegen Stock hatten sich mit einem gegen sie gerichteten „Offenen Brief gegen Transphobie in der Philosophie” im Januar 2021 auch deutsche Hochschullehrer beteiligt: darunter Professoren, Postdocs und Doktoranden an der FU und der HU Berlin, der RUB, der LMU München, der RWTH Aachen sowie an den Universitäten Augsburg, Bielefeld, Erfurt, Hannover, Köln, Konstanz, Leipzig, Münster, Potsdam und Tübingen. (2021)
Der AStA und die Vereinigung „Kritische Mediziner*innen” werfen in einer Erklärung vom 19.01.2021 dem Mediziner Paul Cullen, Außerplanmäßiger Professor an der Universität Münster, „unwissenschaftliche, antifeministische und antisemitische Äußerungen” vor und fordern den Entzug seiner Apl.-Professur. Sie verweisen dabei auf Cullens Engagement für den Lebensschutz und seine kritischen Äußerungen zur Corona-Impfstrategie der Regierung. (2021)
Quellen:
— https://www.asta.ms/aktuelles-layout?id=125
— https://www.medizin.uni-muenster.de/fakultaet/news/ste … l#_ftn1
Nachdem Maisha-Maureen Auma, Professorin für Diversity Studies an der Hochschule Magdeburg-Stendal, in einem Interview vom 18.12.2020 den aus ihrer Sicht strukturellen Rassismus an deutschen Hochschulen kritisiert (deutsche Universitäten seien „weiße Institutionen”, Rassismus und Sexismus seien „nach wie vor sehr wirksam”), veröffentlicht Dr. Hans-Thomas Tillschneider, Fraktionssprecher der AfD-Fraktion Sachsen-Anhalt für Bildung, Wissenschaft und Kultur, eine Presseerklärung, in der er fordert, Auma als Wissenschaftlerin „in ihre Schranken zu verweisen”; Aumas Thesen müsse „der deutsche Steuerzahler nicht finanzieren.” (2021)
Quellen:
— https://www.tagesspiegel.de/wissen/nur-tagsuber-sind-u … 15.html
— https://afdfraktion-lsa.de/tillschneider-rassismus-geg … isen-2/
Die Forschungsstelle für Interkulturelle Studien der Universität zu Köln fordert in einer Stellungnahme vom 25.08.2020 mit dem Titel „Für Freiheit in Forschung und Lehre” die Prüfung von Meinungen „mit dem Instrumentarium einer kritischen Rassismus- und Diskriminierungsforschung”. Gute wissenschaftliche Praxis sei es, „die Grenze des Sagbaren begründet zu markieren”. Dabei wird bereits eine Aussage wie „Das Kopftuch ist ein Zeichen für Unterdrückung” für „diskriminierend”, „menschenverachtend” und „menschenfeindlich” erklärt. (2020)
Quellen:
— https://www.hf.uni-koeln.de/data/fist/File/Stellungnah … nal.pdf
— https://www.blaetter.de/dokumente/fuer-freiheit-in-for … d-lehre
Bruno Klauk, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Harz, veröffentlicht in Heft 4/2019 der Zeitschrift Wirtschaftspsychologie nach einem doppelblinden Review-Verfahren mit zwei Gutachtern und zwei Herausgebern einen Beitrag über „Intelligenzdiagnostik bei überwiegend Nicht-EU-Migrantinnen und -Migranten”. Unter Federführung des Mainzer Wirtschaftspsychologen Thomas Rigotti wird Klauk in einem Brief vom 21.02.2020 an die Herausgeber vorgeworfen, „unter dem Deckmantel eines vermeintlichen wissenschaftlichen Beitrags rassistische Stereotype und rechtspopulistische Hetze” zu bedienen; es wird gefordert, den Beitrag zurückzuziehen. Vier der fünf Herausgeber treten aus dem Board der Zeitschrift aus. Der Statistiker Prof. Walter Krämer von der TU Dortmund attestiert dem Beitrag von Klauk ein methodisch sauberes und den Gepflogenheiten des Faches entsprechendes Vorgehen. (2020)
Quellen:
— https://pubpsych.zpid.de/pubpsych/Search.action?stats= … 0363656
— https://www.wirtschaftspsychologie-heute.de/ideologisc … ologie/
Die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik veröffentlicht eine Erklärung zu der bekannten und profilierten Zeitschrift „Die Neue Ordnung”, die das von Dominikanern geleitete Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg herausgibt. In der Erklärung heißt es, die Zeitschrift sei „in ein populistisches und extrem rechtes Fahrwasser geführt” worden, übernehme insbesondere in den Editorials kritiklos die Stereotypen und Ressentiments sowie die Ausgrenzungen und Abwertungen des Rechtspopulismus und der extremen Rechten. Zudem: „Auch viele Artikel der „Neuen Ordnung” nehmen wir mangels wissenschaftlicher Substanz nur noch als zugespitzte Meinungsäußerungen wahr.” Deshalb handele es sich nicht mehr um eine sozialethische Zeitschrift, vielmehr stelle sie sich „außerhalb der Grenzen eines seriösen Fachdiskurses der katholischen Sozialethik”. Die Verfasser der Erklärung „gehen davon aus, dass in Zukunft keine wissenschaftlichen Sozialethikerinnen und Sozialethiker in der „Neuen Ordnung” mehr publizieren werden.” Vertreter anderer Fächer werden eingeladen, sich dieser Entscheidung anzuschließen. Weiterhin gebe es „keinen Grund, die Zeitschrift weiterhin in wissenschaftlichen Bibliotheken zu führen”. Dem Dominikanerorden wird empfohlen, „Wege zu suchen, den Schaden für den Orden wie auch für die Sozialethik zu begrenzen”. Eine von etwa 70 Autoren der Zeitschrift unterzeichnete Gegenerklärung „Substanzieller Dialog statt Stigmatisierung und Ausgrenzung” führt nicht zu einem solchen (substantiellen Dialog).
Quellen:
— http://www.die-neue-ordnung.de/
— https://www.christliche-sozialethik.de/wp-content/uplo … ext.pdf
— https://www.christliche-sozialethik.de/wp-content/uplo … -01.pdf
Bernd Lucke, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, wird nach seiner Rückkehr in den Dienst aufgrund seines früheren Engagements für die AfD daran gehindert, seine makroökonomische Vorlesung zu halten. (2019)
Quellen:
— https://www.rnd.de/politik/lucke-rauswurf-diese-antifa … SA.html
— https://www.sueddeutsche.de/bildung/bernd-lucke-afd-un … 4643462
Werner Kunz, pensionierter Professor für Allgemeine Biologie an der Universität Düsseldorf, ist Hindernissen beim Vortragen und Veröffentlichen ausgesetzt, weil er auf die taxonomischen Konsequenzen einer Streichung des Rassebegriffs beim Menschen für die Einteilung anderer Spezies hinweist. Für März 2019 meldet Kunz auf dem Leipziger „Symposium für Schmetterlingsschutz und zur Populationsbiologie von Tagfaltern” des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung einen Vortrag an, um die theoretischen Grundlagen des Rassebegriffs am Beispiel einiger Schmetterlingsarten zu erläutern. Nachdem die Thematik mit mehreren Organisatoren der Tagung abgesprochen worden war, wird der Vortrag kurz vor Beginn des Symposiums mit der Begründung gestrichen, das Thema führe „zu Irritationen” und berge die Gefahr in sich, dass es „uns das Leben auch im Kontext anderer Diskussionen (z.B. Naturschutz) nicht leichter macht”. Es gehe nicht um eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, so der Koordinator der Tagung, sondern darum, „dass nach Abschätzung der durchaus denkbaren Reaktionen dieses Thema falsch aufgefasst wird und uns dann auch bezüglich anderer Anliegen Schwierigkeiten bereiten bzw. davon ablenken könnte”.
Quellen:
— https://www.ufz.de/european-butterflies/index.php?de=46223
— https://www.biuz.de/index.php/biuz/article/view/4251
Die Deutsche Zoologische Gesellschaft verabschiedet die vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und dem Präsidenten der Universität Jena mitgetragene Jenaer Erklärung zum Rassebegriff. Dieser zufolge ist es „Aufgabe der Wissenschaft [
Quellen:
— https://www.uni-jena.de/190910-jenaererklaerung
Für eine Tagung der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Kooperation mit der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften über das Thema „1918
Quellen:
— https://www.bismarck-stiftung.de/d-content/uploads/201 … ich.pdf
Aktivisten an der Frankfurter Goethe-Universität fordern die Absage einer Tagung zur Rolle des muslimischen Kopftuchs am 08.05.2019 sowie die Entlassung der Veranstalterin Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie und Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam. Bei einer Nachfolgeveranstaltung kommt es zu Handgreiflichkeiten. (2019)
Quellen:
— https://video.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/65ab5953 … 0181d#!
Die Universitätsleitung untersagt Dieter Schönecker, Professor für Praktische Philosophie an der Universität Siegen, die Verwendung seiner Haushaltsmittel, der damit die Einladung von Dr. Marc Jongen und Dr. Thilo Sarrazin zu Vorträgen in einem Seminar über Meinungsfreiheit finanzieren möchte. Kollegen fordern den Rektor auf, die Vorträge zu untersagen, nur unter Polizeischutz können die Vorträge schließlich stattfinden, es gibt Störversuche bei dem Vortrag Schöneckers sowie Diffamierungen und eine Morddrohung gegen ihn. (2018)
Quellen:
— https://www.uni-siegen.de/phil/philosophie/mitarbeiter … eiheit/
Mitglieder der Identitären Bewegung stören einen Vortrag zum Thema „Gehirne waschen
Quellen:
— https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/vorpommern-greif … 5M.html
Der Historikerverband VHD verabschiedet eine Resolution „zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie”, in der eine wertende Pauschalaussage über Migration getroffen wird: „Migration ist eine historische Konstante. Ungeachtet aller mit ihr verbundenen Probleme hat sie die beteiligten Gesellschaften insgesamt bereichert
Quellen:
— https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/b40 … -28.pdf
— https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/deutsc … 49.html
Die AfD ruft Studierende dazu auf, AfD-kritische Dozentinnen und Dozenten zu melden bzw. online öffentlich zu benennen. (2018)
Ein Vortrag des Atmosphärenwissenschaftlers Murry Salby, vormals Professor an der University of Colorado sowie der Macquarie University in Australien, zum Thema „What is Really Behind the Increase of Atmospheric CO2? New Research” am 10.10.2018 an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg wird abgesagt. Da Salby sich gegen die Annahme eines von Menschen erzeugten Klimawandels ausspricht, hatte die Universitätsleitung vorgesehen, neben Salby einen weiteren Vortragenden zu Wort kommen zu lassen, der die Sichtweise des IPCC (Intergouvernemental Panel on Climate Change, Weltklimarat) vertreten hätte. Als sich kein Vortragender finden ließ, zog man es entgegen den Gepflogenheiten der Vortragsreihe vor, den Vortrag ganz ausfallen zu lassen, um nicht die Außenwirkung der Universität zu gefährden. (2018)
Quellen:
— https://www.youtube.com/watch?v=b1cGqL9y548
— https://climatecite.com/murry-salby-what-is-really-beh … ic-co2/
— https://eike-klima-energie.eu/2018/09/30/murry-salby-v … gesagt/
Seit 2017 plant das Bundesverteidigungsministerium, nun auch die Helmut-Schmidt-Universität (HSU, Universität der Bundeswehr Hamburg) zum „militärischen Sicherheitsbereich” zu erklären (wie bereits die Universität der Bundeswehr in München-Neubiberg). Reglementierte Zugänge widersprechen aber dem Charakter der Institution Universität und sind ein Symbol der Abschottung gegenüber der Stadtgesellschaft. Gerade in Hamburg gibt es vielfältige Kontakte zu und Kooperationen mit anderen Einrichtungen
Quellen:
— https://www.hsu-hh.de/universitaet-und-militaerische-s … herheit
— https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/hoersa … 88.html
In einem Positionspapier des Netzwerks Wissenschaftsmanagement mit dem Titel „Wissenschaftsfreiheit neu gestalten” vom November 2017 wird angeregt, „die Wissenschaftsfreiheit inhaltlich stärker als ein organisationales und weniger als ein persönliches Grundrecht zu sehen”. Im Zuge der Hochschulautonomie soll die Wissenschaftsfreiheit von einzelnen Personen auf die Hochschule als Organisationseinheit (d.h. auf das Wissenschaftsmanagement) übergehen. (2017)
Quellen:
— https://netzwerk-wissenschaftsmanagement.de/files/posi … nal.pdf
Rainer Wendt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, eingeladen zu einem Vortrag an die Goethe-Universität in Frankfurt am 26.10.2017, wird nach Protesten und einem offenen Brief wegen seines angeblichen Rassismus wieder ausgeladen. (2017)
Quellen:
— http://kritische-geographie.de/stellungnahme-re-wendt/
— https://www.frankfurter-info.org/news/protest-gegen-di … r-wendt
— https://aktuelles.uni-frankfurt.de/aktuelles/universit … -wolff/
Die Migrationsforscherin Dr. Sandra Kostner lädt den Politikwissenschaftler und Publizisten Hamed Abdel-Samad ein, an der Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd im Rahmen der Ringvorlesung „Und immer währt der Wertekonflikt – Westliche Werte als gesellschaftliche Basis und Konfliktfeld in Migrationsgesellschaften” am 24.10.2017 den Vortrag „Freiheit und Selbstbestimmung im Islam: Autonomer Mensch oder Marionette Gottes?” zu halten. Eine Studentin erstattet Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen den Referenten, weil sie ihr Recht auf ein diskriminierungsfreies Studium durch seine Aussage verletzt sah, das Kopftuch bei Lehrerinnen sei nicht mit dem staatlichen Neutralitätsgebot vereinbar. (2017)
Quellen:
— https://weiterbildung-ph-gmuend.de/wp-content/uploads/ … 017.pdf
— https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.denkverb … 60.html
— https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.denkverb … 60.html
Gerald Wolf, emeritierter Professor für Neurobiologie, soll an der Universität Magdeburg am 12.01.2017 auf Einladung der AfD-Hochschulgruppe einen Vortrag über neurobiologische Unterschiede zwischen Frauen und Männern halten. Der Vortrag muss aufgrund von Tumulten abgebrochen werden. Der Dekan der Fakultät für Humanwissenschaften stellt sich auf die Seite der Störer. (2017)
Quellen:
— https://www.deutschlandfunk.de/uni-magdeburg-studieren … 00.html
— https://taz.de/Die-AfD-an-deutschen-Unis/!5377591/
— https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-randale … 95.html
— https://www.youtube.com/watch?v=PY7EPX4Jgx0
An der Universität Vechta findet eine Ringvorlesung zum Thema Migrationspolitik statt. Den Herausgebern der Beiträge wird aufgrund von Denunziationen und Falschbehauptungen (deren hauptsächlicher Initiator deswegen später zu einer Geldstrafe verurteilt wird) von der Hochschulleitung der aus Drittmitteln stammende Druckkostenzuschuss gestrichen. (2016)
Ruud Koopmans, Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der HU Berlin und Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), sieht sich aufgrund zweier begutachteter Forschungsartikel in Fachzeitschriften, in denen unter anderem die mangelnde Integrationsfähigkeit muslimischer Migranten thematisiert wird, und entsprechender öffentlicher Äußerungen dem Vorwurf ausgesetzt, „den Nährboden für antimuslimischen Rassismus” zu bereiten und „Stimmung gegen Personen muslimischen Glaubens in Deutschland” zu machen.
Studentische Gruppierungen initiieren eine Kampagne, die von Teilen der Presse aufgegriffen wird, ohne dass Koopmans dort Gelegenheit zur Stellungnahme erhält. Eine öffentliche Unterstützung Koopmans
Markus Egg, ordentlicher Professor für Anglistik an den Humboldt-Universität zu Berlin, wird im Rahmen seines Seminars im Wintersemesters 2016/17 am 08.11.2016 von Maskierten tätlich angegriffen. Sie übergießen ihn mit Wasser. Die unbekannten Angreifer begründen dies mit Eggs damaliger Mitgliedschaft in der Partei „Alternative für Deutschland” (AfD). Die Leitung der HU verurteilt den Angriff und erstattet Anzeige gegen Unbekannt. (2016)
Quellen:
— https://fachschaften.hu-berlin.de/de/anglam/stellungna … am-8.11
— https://www.tagesspiegel.de/berlin/maskierte-greifen-d … 02.html
— https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/maskierte-atta … gagiert
— https://www.pankower-allgemeine-zeitung.de/humboldt-un … fessor/
— https://www.berliner-zeitung.de/archiv/humboldt-univer … 1398645
Mitglieder der „Identitären Bewegung” stören am 09.06.2016 eine Ringvorlesung zum Thema „Flucht und Asyl” an der Universität Klagenfurt. (2016)
Quellen:
— https://kurier.at/chronik/oesterreich/identitaere-stue … 604.708
Ein Vortrag von Ulrich Kutschera, Professor für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kassel, über die Grundlagen der Evolutionsbiologie im Rahmen des Studium Generale an der Universität Marburg am 13.04.2016 findet aufgrund seiner Kritik am Gender Mainstreaming nicht statt. Kutschera kommt einer durch das Präsidium der Hochschule empfohlenen Ausladung durch eine Absage zuvor. (2016)
Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Brandenburg führt in Kooperation mit dem RCDS Potsdam an der Uni Potsdam am 13.01.2016 eine Veranstaltung zum Thema „Flüchtlingsland Deutschland” durch. Den Hauptvortrag soll der Bundesinnenminister Thomas de Maizière halten, der kurzfristig absagen muss. Das Grußwort spricht der Präsident der Universität, Teilnehmer an der vorgesehenen Podiumsdiskussion sind die Generalsekretärin von Amnesty International, ein evangelischer Flüchtlingspfarrer und der Leiter des Verfassungsschutzes Brandenburg. Die Veranstaltung wird von einer Gruppe von „Antifa”-Mitgliedern eine Stunde lang durch Pfeifen und Sprechchöre blockiert. Danach kann die Diskussion unter Polizeischutz verkürzt durchgeführt werden. (2016)
Quellen:
— https://www.kas.de/de/web/brandenburg/veranstaltungen/ … chland1
— https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/v … 94.html
— https://speakup.to/diskussion-fluechtlingsland/comment … -page-1
Anonyme Blogger richten „Münklerwatch” ein, einen Blog, auf dem sie aus dem Kontext gerissene Zitate aus den Vorlesungen von Herfried Münkler, Professor für Theorie der Politik an der HU Berlin, als sexistisch oder rassistisch brandmarken. (2015)
Quellen:
— https://web.archive.org/web/20220127125848/http://hu.b … -watch/
Die AfD bringt regelmäßig Kleine Anfragen in die Parlamente ein, mit denen a) die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Feld der Gender Studies als unwissenschaftlich und unseriös dargestellt wird und die b) auf den Entzug von öffentlichen Forschungsgeldern (für Professuren, Forschungsprogramme, Projektmittel) zielen. Entsprechende Initiativen hat es in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie im Deutschen Bundestag gegeben. Zur Begründung der scharfen Kritik und Kontrolle (bzw. Abschaffung) dieses wissenschaftlichen Feldes werden regelmäßig Beispiele angeführt, die sich tatsächlich als unwissenschaftlich oder ideologisch motiviert einstufen lassen. Damit wird eine ganze Wissenschaft desavouiert, indem seriöse Forschung (wie beispielsweise Gewaltforschung, Ideengeschichte der Demokratie, Forschung zu geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung, zu Rechtsextremismus, Partizipations- und Wahlforschung) unter einseitig gewählte Beispiele subsumiert wird. Dies führt wiederum zu einer Lähmung interner Kritik, indem solche Kritik mit der AfD assoziiert und behauptet wird, sie spiele ihr in die Hände. Die Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit von außen dienen so der Legitimation der Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit im Innern. All das geht zu Lasten einer seriösen, gesellschaftlich notwendigen Geschlechterforschung. (2015 ff.)
Heiner Rindermann, Professor für Entwicklungspsychologie an der TU Chemnitz, veröffentlicht am 17.10.2015 einen Beitrag im Focus, in dem es unter anderem um den geringeren Durchschnitts-IQ bei bestimmten Gruppen von Einwanderern geht. Die Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften und das Institut für Psychologie der Universität Chemnitz distanzieren sich öffentlich von Rindermann. Bereits 2007 wurde er nach einem Interview im Deutschlandradio in einer Presseerklärung des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Universität Mainz einer rassistischen Ideologie bezichtigt; seine Thesen wurden in dieser Presseerklärung in die Nähe des Nazi-Arztes Dr. Mengele gerückt. (2015)
Quellen:
— Heiner Rindermann: „Wir verteidigen Europas Werte“: Ingenieure auf Realschulniveau. Focus, 17.10.2015. https://www.focus.de/finanzen/news/wir-verteidigen-eur … 80.html
Nachdem Jörg Baberowski, Professor für Geschichte Osteuropas an der HU Berlin, schon seit mehreren Jahren Verleumdungen und Störaktionen durch eine trotzkistische Splittergruppe ausgesetzt ist, entwickelt sich nach einem kritischen Beitrag zur Migrationspolitik eine Kampagne gegen den Historiker. Er wird als Rechtsextremist, Rassist und Holocaust-Leugner diffamiert und im Vorfeld von Vortragsveranstaltungen bedroht. Auch die Gründung eines von ihm konzipierten interdisziplinären Zentrums für vergleichende Diktaturforschung scheitert vor diesem Hintergrund. (2015)
Peter Singer, der am 31.05.2015 auf der philcologne zur Frage „Retten Veganer die Welt?” sprechen sollte, wird von den Veranstaltern wieder ausgeladen. (2015)
Quellen:
— https://www.philcologne.de/de/weitere-inhalte/archive
Als eine Arbeitsgruppe zu Black Knowledges unter der Leitung von Sabine Broeck, Professorin für American Studies an der Universität Bremen, bei der DFG einen Forschungsgruppenantrag stellt, formiert sich eine internationale Kampagne gegen sie. Eine Gruppe von deutschen und amerikanischen Vertreterinnen der Black Studies weist in einem offenen Brief darauf hin, dass „Black Studies” in den USA ursprünglich nicht nur als akademisches, sondern auch als politisches Projekt gestartet worden sei. Es sei deshalb ein Skandal, dass die Gruppe, die das Forschungsprojekt mit dem Titel „New Black Diaspora Studies” geplant hatte, ausschließlich aus Weißen bestünde. Die implizite Annahme der Antragstellerinnen und Antragsteller, sie könnten die für Kontexte wissenschaftlicher Arbeit geltende „Farbenblindheit” auch für die Black Studies in Anspruch nehmen, wird als Versuch zurückgewiesen, „die Inanspruchnahme weißer Definitionsmacht strukturell und personell zu rekonstituieren.” Auf den offenen Brief reagiert die Forschungsgruppe am 07.02.2015 mit ihrer Auflösung. „Wir akzeptieren diese Kritik”, heißt es in der Erklärung. Der Gruppe sei bewusst geworden, dass sie in ihrer bisherigen Form „eher ein Teil des Problems des Rassismus statt ein Teil seiner Lösung” sei. (2015)
Quellen:
— https://blackstudiesgermany.wordpress.com/statementbremen/
— http://www.fb10.uni-bremen.de/inputs/pdf/BKRG_Aufoesun … ngl.pdf
Aktivisten stören eine Vorlesung von Malte Brinkmann, Professor für Erziehungswissenschaft an der HU Berlin, unter Verweis auf unkritischen Umgang mit Kants angeblich rassistischen Schriften. Ausführliche Beschreibung s. FAZ, 17.05.2015.
Quellen:
— Friederike Haupt: Unser Professor, der Rassist. FAZ, 17.05.2015. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/attacken-ge … le=true
An der TU Dresden stößt die Initiative von Werner Patzelt, Professor für Vergleichende Politikwissenschaft, vom 18.12.2014 zur Gründung eines „Zentrums für gesellschaftlichen Zusammenhalt” auf Widerstand, als er die Ergebnisse seiner empirischen Studie zu den PEGIDA-Demonstrationen öffentlich bekanntmacht. Entgegen der medialen Berichterstattung beteiligen sich laut seinen Befunden nicht nur Rechtsextremisten, sondern auch und mehrheitlich solche Personen an den Demonstrationen, die sich angesichts einer zunehmenden Massenzuwanderung aus islamischen Ländern vor einer kulturellen Überfremdung Deutschlands fürchten. Patzelt wird daraufhin als „PEGIDA-Verharmloser” bezeichnet, der sich gegen all diejenigen stelle, die als Gegendemonstranten in PEGIDA eine Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung sehen, darunter zahlreiche Angehörige der TU Dresden. Der dadurch erzeugte politisch-mediale Druck und die mit ihm einhergehende öffentliche Diskreditierung von Patzelt als „AfD-Sympathisant” führen zur Ablehnung seiner Initiative durch die TU Dresden. Stattdessen wird später das „Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt” als Kooperation von elf wissenschaftlichen Einrichtungen gegründet, die TU Dresden ist dabei nicht mehr vertreten. (2015)
Quellen:
— https://wjpatzelt.de/2018/09/26/institut-fuer-gesellsc … n-2014/
— https://wjpatzelt.de/2018/09/26/institut-fuer-gesellsc … botage/
— https://fgz-risc.de/
Der erste öffentliche Vortrag von Peter Singer in Österreich findet im Rahmen des Philosophischen Café Innsbruck am 17.06.2014 statt. Im Vorfeld wird von Aktivisten öffentlich Druck auf die Veranstalter und die Universität Innsbruck ausgeübt, den Vortrag abzusagen. Bei der Veranstaltung kommt es dann zu einer Störaktion. Schon Ende der 1980er Jahre wurden Vorträge von Peter Singer in Deutschland wiederholt mit der Begründung unmöglich gemacht, dass er das Lebensrecht von Behinderten in Frage stelle. (2014)
Quellen:
— https://philocafe.at/geschichte/
Eine von PD Dr. Stefan Luft initiierte Ringvorlesung „20 Jahre Asyl- und Zuwanderungskompromiss
Quellen:
— 18.10.2012 20 Jahre „Asylkompromiss“ Öffentliche Ringvorlesung des Instituts für Politikwissenschaft / Beginn am 25. Oktober. Universität Bremen, Fachbereich Sozialwissenschaften, Mitteilung Nr. 320, 18.10.2012. https://www.uni-bremen.de/universitaet/hochschulkommun … omiss-1
— Stefan Luft / Peter Schimany (Hg.): 20 Jahre Asylkompromiss. Bilanz und Perspektiven. Transcript Verlag. 10.10.2014. https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2487-8/20- … romiss/
— Jean-Philipp Baeck: Beckstein unerwünscht. taz, 03.12.2012. https://taz.de/Diskussion-oder-Provokation/!5078041/
Die Leitung und das Historisch-Kulturwissenschaftliche Forschungszentrum der Universität Trier beenden die dreimonatige Gastprofessur des Militärhistorikers Martin van Creveld, emeritierter Professor für Geschichte an der Universität Jerusalem, nach dessen erster Vorlesung vom 17.10.2011, nachdem der AStA der Uni Trier van Crevelds Thesen als „frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch, vulgärwissenschaftlich und methodisch primitiv” bezeichnet hat. (2011)
Quellen:
— Markus Böhm: Uni Trier brüskiert renommierten Kriegsforscher. Spiegel, 27.10.2011. https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/vortrags-pan … 94.html
— Kim-Björn Becker: Uni Trier entlässt Historiker wegen zweifelhafter Thesen – „Viele Frauen genießen es, wenn Männer sich abschlachten“. Süddeutsche, 31.01.2021. https://www.sueddeutsche.de/karriere/uni-trier-entlaes … 1177356
Die Leitung der Hochschule Pforzheim hat im März 2008 eine Selbstverpflichtung über „Principles for Responsible Management Education” (PRME) unterzeichnet. In dem sogenannten PRME-Kodex verpflichten sich die Unterzeichner, die akademischen Aktivitäten und Curricula ihrer Hochschule den wirtschafts- und unternehmenspolitischen Zielvorstellungen anzupassen, die im Global Compact der UN vertreten werden, beispielsweise bei der Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards, die über gesetzliche Verpflichtungen hinausgehen. Die Leitung der Hochschule rechtfertigt diesen Schritt mit der Erklärung, Hochschulen seien „nicht zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet”. Sie müssten sich bei den von ihnen vertretenen Positionen „lediglich im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung halten”. Demzufolge dürften Hochschulleitungsgremien die gleichen weitreichenden politischen Positionen beziehen, wie etwa die zur Bundestagswahl zugelassenen Parteien.
Die im PRME-Kodex artikulierten wirtschafts- und unternehmenspolitische Zielvorstellungen werden in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Zum einen ist die Gewichtung von Handlungszielen ein normatives Problem, dessen Lösung sich nicht einfach oktroyieren lässt. Zum anderen ist es aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht bestreitbar, ob Unternehmen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen überhaupt Spielräume haben, über gesetzliche Verpflichtungen hinaus Umwelt- oder Sozialpolitik zulasten anderer Zielsetzungen zu betreiben. Darüber hinaus ist es aus juristischer Warte durchaus strittig, ob das Management eines Unternehmens tatsächlich anderes darf, als primär die Interessen der Unternehmenseigner zu vertreten (§133 StGB Veruntreuung). Über all diese Fragen wird, wie in der Wissenschaft üblich, ein offener Diskurs geführt.
Die Hochschule als Institution ist nicht dazu berufen, an diesem Diskurs teilzunehmen und für eine bestimmte wissenschaftliche Positionierung Partei zu ergreifen. Vielmehr hat die Hochschule die institutionellen Grundlagen für freie Forschung und Lehre und damit auch für den freien wissenschaftlichen Diskurs herzustellen.
Quellen:
— https://businesspf.hs-pforzheim.de/fakultaet/prme/was_ … t_prme/
— https://www.unprme.org/index.php